Liebe Freunde, meine Damen und Herren!
Als Bruder von Peter wende ich mich heute an Sie. Wir waren 6 Geschwister. Ich bin der letzte der Familie Gingold aus der Generation von Peter.
Heute würdigen wir den 100. Geburtstag meines Bruders Peter, der sein ganzes Leben lang gekämpft hat. Er kämpfte für den Frieden, für eine gerechte und humane Welt.
In der Résistance hat er an der Seite der Franzosen gegen Hitler gekämpft, sein Leben dabei aufs Spiel gesetzt, Verfolgung, Gefängnis und Folter erlitten, aber den Kampf nie aufgegeben.
Unsere ganze Familie Gingold war der Verfolgung durch die Nazis ausgesetzt. Die Solidarität französischer Genossen und Freunde half uns, das Leben im besetzten Frankreich unter illegalen Bedingungen zu ermöglichen.
Zusammen mit unserem Bruder Peter nahmen wir Geschwister in der Résistance teil am Widerstand gegen die Nazis.
Unsere Schwester Dora, unser Bruder Leo und weitere Familienmitglieder fielen in die Hände der Gestapo. Sie wurden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Ihr Schicksal war für unsere Familie eine große Tragödie und die schmerzlichste Erfahrung in dieser schweren Zeit.
Peter hat alles dafür getan, seine Erfahrungen im Widerstand jungen Menschen weiter zu geben, um vor den Gefahren des Faschismus zu warnen.
Wenn ich sehe, wie sehr diese Gefahren in unserer heutigen Welt wieder präsent sind, könnte ich verzweifeln.
Die heutige Zeit ist weltweit geprägt durch Kriege, Krisen, soziale Ungleichheit und Rechtsentwicklungen.
Erinnern wir uns an 1933. Niemals mehr darf so etwas geschehen.
Wir müssen uns vereinen gegen diese Gefahren, für eine Welt des Friedens.
Liberté, Egalité, Fraternité!
Siegmund Gingold