Seit Jahren fordert die Gingold-Erinnerungs-Initiative in der Stadt Frankfurt am Main eine bleibende Erinnerung an die beiden Gingolds zu schaffen. Peter Gingold wuchs in Frankfurt auf und engagierte sich Anfang der 1930er Jahre aktiv gegen den aufkommenden Faschismus. Nach dem Exil in Frankreich und der aktiven Beteiligung an der Resistance und dem Kampf um die Befreiung Frankreichs von der deutschen Besatzung lebten Ettie und Peter Gingold bis zu ihrem Tod in Frankfurt. Mit ihrem Einsatz als Zeitzeugen in Schulen, Jugendgruppen auf Demonstrationen und Kundgebungen der antifaschistischen und Friedensbewegung haben beide in der Stadt bedeutende politische Arbeit geleistet.
Aus der Presse
- An Widerstandskämpfer erinnern Von Thorben Pehlemann in der Frankfurter Neue Presse vom 13.05.2016
- Ehepaar Gingold: Erinnerung an Antifaschisten Von Johannes Vetter in der Frankfurter Rundschau vom 31.05.2016
Nun haben sich nahezu 50 Frankfurter Bürgerinnen und Bürger mit einem offenen Brief an den Oberbürgermeister, die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung und die Abgeordneten der Ortsbeiräte gewandt.
Offener Brief
an den Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, Herrn Peter Feldmann,
die Abgeordneten der Ortsbeiräte der Stadt Frankfurt am Main,
die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Frankfurt am Main zur Kenntnis.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Mitglieder der Ortsbeiräte und der Stadtverordnetenversammlung,
am 28. November 1991 wurden Ettie und Peter Gingold im Frankfurter Römer wegen ihrer Leistungen im Kampf gegen den deutschen Faschismus mit der Johanna-Kirchner-Medaille ausgezeichnet. Die so geehrten Frankfurter Antifaschisten, Juden, Kommunisten und Widerstandskämpfer (u.a. in der Zeit ihrer Emigration in der französischen Resistance) haben sich auch in der Zeit nach der Naziherrschaft sehr engagiert für Demokratie, Frieden, Freiheit und Völkerverständigung eingesetzt. Überall wo es notwendig und angebracht war, traten sie neonazistischen, antisemitischen und rassistischen Tendenzen und Umtrieben entgegen.
Am 8.März 2016 war Peter Gingolds 100.Geburtstag. In den letzten Jahrzehnten seines Lebens ist er als Zeitzeuge unermüdlich insbesondere vor Jugendlichen, in Schulen, Versammlungen und Veranstaltungen aufgetreten, um über seine Erfahrungen im Kampf gegen das Naziregime zu berichten und vor allem junge Menschen dafür zu motivieren, antidemokratischen und menschenverachtenden Tendenzen entgegenzutreten.
Ebenso wie mit seinem Widerstand gegen das Naziregime hat er damit sich nicht zuletzt auch um unsere Stadt verdient gemacht. Er war ein außergewöhnlich engagierter Antifaschist, dessen Auftreten und Verhalten auch bei Menschen anderer politischer Auffassung Achtung und Anerkennung fand.
Wir meinen, dass dies alles Anlass sein sollte, die herausragenden Verdienste von Ettie und Peter Gingold in angemessener und bleibender Weise zu würdigen. Das wäre möglich zum Beispiel mit der Benennung einer Straße, eines Platzes, einer Schule oder einer anderen öffentlichen Einrichtung nach Ettie und Peter Gingold.
Wir wissen, dass Straßenbenennungen im Zuständigkeitsbereich der Ortsbeiräte liegen, sehen aber die Stadt Frankfurt in der Verantwortung, eine Möglichkeit zu schaffen, diesen beiden, über die europäischen Ländergrenzen hinweg bekannten und international ausgezeichneten Antifaschisten eine bleibende Ehrung zu erweisen.
In einer Zeit, da Ausländerhass und rassistische Anschläge auf Flüchtlingsheime zugenommen haben, könnte somit ein wichtiges Zeichen gesetzt werden, sich für menschliches Miteinander, für Frieden und Freiheit einzusetzen und erneut zutage tretenden Tendenzen von Menschenfeindlichkeit, Neonazismus und antidemokratischem Verhalten entgegenzutreten.
Wir bitten Sie sehr, ein solches Gedenken in entsprechender Weise auf den Weg zu bringen und zu unterstützen.
Frankfurt am Main, im April 2016
- Elisabeth Abendroth
- Otti Altmann
- Winfried Becker
- Joachim Brenner
- Barbara Bromberger
- Micha Brumlik
- Lena Carlebach
- Sébastien Daudin
- Andreas Dickerboom
- Jutta Ebeling
- Edith Erbrich
- Michael Erhardt
- Harald Fiedler
- Doris Fisch
- Bruni Freyeisen
- Roland Frischkorn
- Esther Gebhardt
- Robert Gilcher
- Else Gromball
- Heiner Halberstadt
- Rolf Heinemann
- Jürgen Hinzer
- Reinhard Hinzpeter
- Rainer Hohner
- Ulrike Holler
- Mathias Jochheim
- Bettina Kaminski
- Jörg Köhlinger
- Marianne & Yilmaz Karahasan
- Jürgen Lamprecht
- Emil Mangelsdorff
- Benno Mayer
- Meron Mendel
- Ulli Nissen
- Benjamin Ortmeyer
- Jürgen G. Richter
- Franz Segbers
- Axel Seiderer
- Andrew Steiman
- Horst Trapp
- Dietmar Treber
- Willi van Ooyen
- Peter C. Walther
- Edgar Weick
- Martin Weiss
- Turgut Yüksel